In Deutschland wurden Ende der 1980er Jahre erste Vereine gegründet, die sich ausschließlich mit der Erforschung und den praktischen Anwendungsmöglichkeiten der Mensch-Tier-Beziehung beschäftigen.
Besonders Hunde sind für den Einsatz in sozialen, pädagogischen, medizinischen und psychiatrischen Arbeitsfeldern sehr geeignet. Hunde haben ähnliche soziale Strukturen und Bedürfnisse wie wir Menschen. Sie sind einfühlsam, anpassungsfähig, suchen Kontakt zu anderen Sozialpartnern und sie genießen Aktivitäten mit Menschen.
Der Hund kann u. a. das Gefühl der Akzeptanz, der Geborgenheit, des Zuhörens und der Freude vermitteln, er ermöglicht unverfänglichen Körperkontakt, fungiert als Kontaktstifter, liefert Gesprächsstoff, fördert motorische und kognitive Entwicklungen sowie Eigenaktivitäten des Menschen. Er unterstützt das Sozialverhalten, vor allem Empathie, Rücksichtnahme, Akzeptanz von Grenzen, Zurückstellung eigener Bedürfnisse und das Verantwortungs- und Pflichtbewusstsein.
Die dargestellten Eigenschaften, Verhaltensmerkmale und Wirkeffekte prädestinieren einen Hund dazu, erfolgreich in einer Jugendeinrichtung, Schule oder eben im Kindergarten zu arbeiten.
Unsere Arbeit wird seit Juli 2012 durch unseren Kita-Hund Kalle unterstützt, der in der Prägephase erst einmal an die Kinder, ihr Verhalten, ihre Lautstärke etc. gewöhnt wurde und zu Beginn kurze Zeit in der Einrichtung verbrachte. Die Zeit wurde langsam gesteigert und nun ist Kalle festes Mitglied des Teams.
Sein fester Platz ist im Leitungsbüro und von dort aus besucht er zeitweise und in Begleitung die Kinder draußen oder in den Gruppen. Er ist nach und nach an den Umgang mit den Kindern gewöhnt worden und konnte sich zu einem verlässlichen Partner für die Kinder entwickeln.
Den Kindern wird der richtige Umgang mit Hunden sowie deren Bedürfnisse und Körpersprache näher gebracht, so dass sie nach und nach sicher im Umgang mit ihnen werden.
Dabei hat jedes Kind die Möglichkeit, sich Kalle in seinem eigenen Tempo zu nähern.
Kalles Tagesablauf sieht so aus, dass er täglich in einer festen Gruppe zu Besuch ist und diese sich während der Besuchszeit für ihn verantwortlich fühlt. Er besucht die Kinder in der Regel zwischen 10.00 -12.00 Uhr und 14.00 – 15.00 Uhr. In dieser Zeit darf er sich auch frei im Haus aufhalten, immer mit der Gewissheit, dass die verantwortliche Gruppe weiß, wo er ist und ein Erwachsener in der Nähe ist.
Der Umgang mit dem Hund in der Kindertagesstätte erfüllt aus unserer Sicht viele positive Faktoren.
Zum einen lernen Kinder, wie sie sich grundsätzlich Hunden gegenüber verhalten müssen um nicht Gefahr zu laufen, irgendwann doch mal von einem (fremden) Hund gebissen zu werden. Hierzu lernen wir die Körpersprache der Hunde kennen und deuten und wir lernen Regeln im Umgang mit Hunden.
Die Kinder haben Zeit, sich in ihrem Tempo dem Hund zu nähern um auch Ängste abzubauen, die sie anderenfalls ihr Leben lang begleiten und auch einschränken könnten. Kein Kind muss sich dem Hund nähern, die Entscheidung liegt immer beim Kind.
Des Weiteren stärken der Umgang und das Zusammensein mit Hunden die Kinder in weiteren Kompetenzen wie z.B. Rücksichtnahme, Verantwortungsgefühl, Empathie.
Kalle nimmt die Kinder völlig unvoreingenommen an und zeigt Zuneigung und Aufmerksamkeit, was gerade auch für sehr lebhafte oder unruhige Kinder eine positive Erfahrung ist, da sie doch eher mal in Konflikte mit anderen Kindern oder auch Erwachsene geraten. Die Sprache, Herkunft, das Aussehen oder eventuelle Handycaps sind Kalle egal und die Kinder genießen seine Gesellschaft sehr. Darüber hinaus unterstützt er uns auch im Bereich der Sprachförderung, da Kalle den Kindern viele Anlässe gibt, zu sprechen (mit ihm oder über ihn).
Ausbildung
Kalle besucht seit der 9. Lebenswoche die Hundeschule. Dabei geht es um die Sozialverträglichkeit zu anderen Hunden, um die Bindung an seinen Menschen und um Gehorsamsübungen, Verlässlichkeit und Souveränität. Seit November 2013 geht Kalle zum Begleithundekurs, den er im Sommer 2014 mit der Begleithundeprüfung erfolgreich beendet hat. Dieser umfasste alle Bereiche, die der Hund im normalen Leben/ Alltag erleben kann. Umgang und Gehorsam bei Ablenkung, Lärm, in der Stadt, Stresssituationen etc.
Außerdem wurde mit Kalle der Wesenstest durchgeführt.
Kalle wird nicht als Therapiehund ausgebildet werden, da die Kinder in unserer Tageseinrichtung nicht die besondere Zuwendung eines solchen Hundes brauchen. Vielmehr sollen sie „normale“ Hunde kennenlernen und wissen, wie man mit diesen umgeht.
Kalle ist von seinem Charakter her ein lebhafter junger Hund, der gern Ball und auch mal mit den Vätern der Einrichtung „Ziehen & Zerren“ spielt. Er ist mit Eifer dabei, wenn die Kinder ihm etwas verstecken, was er suchen kann oder sich andere Spiele für ihn einfallen lassen. Kalle ist extrem entspannt mit den Kindern, legt sich oft in die Gruppe, wenn die Kinder um ihn herum spielen und lässt sich von den Kindern gern anfassen. Kalle ist kein Kuschelhund, aber es macht ihm nicht das Geringste aus, wenn die Kinder ihn berühren. Er ist sehr souverän im Alltag mit den Kindern und nimmt seine Energie während seines Aufenthaltes in der Kita sehr zurück. das heißt, dass er nach Feierabend auch gern mal eine Runde rennt!
Hygiene:
Kalle wird umfassend geimpft und bekommt vier Mal im Jahr eine Wurmkur. Außerdem bekommt er Spot-on-Mittel gegen Parasiten (Flöhe, Zecken). Hiermit ist seiner Vorsorge genüge getan.
Diese Maßnahmen werden per Impfbuch dokumentiert und nachgehalten.
Bestimmte Bereiche der Einrichtung sind für Kalle (zeitweise) tabu. Hierzu zählen natürlich die Küche oder auch die Gruppenräume während der Essenszeiten. Kalle weiß, dass unser Außengelände keine Hundetoilette ist und er seine „Geschäfte“ außerhalb machen muss.
Die Kinder werden von den Fachkräften daran erinnert, vor dem Essen und nach ggf. Abschlecken durch Kalle, ihre Hände gründlich zu waschen.
Bei Kindern mit Hundehaarallergie sind wir im engen Austausch mit den Eltern und besprechen, was wir zulassen können und was nicht funktioniert.
Da Allergien sich verschieden auswirken und unterschiedlich stark sind, kann man hier nur eine individuelle Lösung suchen. Insgesamt ist es förderlich, dass das Kind schon früh lernt, mit seiner Allergie umzugehen.